von Silas Eiche

Im Frühjahr 2022 reisten wir als Vikariatskurs unter der Leitung von Pfr. Thomas Schaufelberger nach Schottland, um unterschiedlicheProjekte und Personen der Church of Scottland zu besuchen und durch die dortige Kirchenlandschaft inspiriert für die Pfarrtätigkeit in der Schweiz zurück zu kommen. Einen anderen Kontext zu sehen schärft oftmals die Wahrnehmung des eigenen Kontexts, weil bei aller Übereinstimmung Unterschiede stärker in den Blick geraten.

Die Church of Scotland steht momentan vor einer riesigen Herausforderung, wie wir mit eigenen Augen sehen konnten. Vor 3 Jahren sah die Situation noch ganz anders aus: Die General Assembly hatte einen Radical Action Plan verabschiedet. Unter der Aufforderung Jesu Follow me, wollte die Church of Scotland einen Schritt aufs Wasser wagen. Anstatt sich durch abnehmende Mitgliederzahlen, fehlenden Pfarrnachwuchs und alternde Kirchgemeinden unterkriegen zu lassen, wagte die General Assembly die Zeichen auf Aufbruch zu stellen. Kirche sollte ihre Mauern schleifen und näher bei den Menschen sein. Pfarrpersonen mit innovativen Ideen wurde finanzielle Unterstützung zugesagt, die nicht erst nach langen bürokratischen Windmühlenkämpfen zu gesprochen wird und somit wirklichen Mut zur Innovation weckt. Leider kam alles anders. Corona zog einen fetten Strich durch die Rechnung. Die finanziellen Mittel schmolzen aufgrund von geschlossenen Kirchen dahin. Viele Projekte gingen ein. Während der Studienreise war es nicht einfach Projekte zu besuchen, weil viele Projekte aufgrund von Corona im Sande verlaufen waren oder gerade erst wiederbelebt wurden.

Trotz dieses Einbruchs war ich erstaunt über die Hoffnung und persönliche Überzeugung, die in unterschiedlichen Gesprächen zum Ausdruck kam. Lesley Hamilton-Messer erzählte, wie sie in der Church of Scotland nicht mehr „Kirche retten“ („saving Church“), sondern Kirche sein wollten („being Church“), selbst wenn dies bedeutet sich und seine finanziellen Mittel zu verausgaben. Anstatt sich dem Diktum der Verzweiflung zu unterwerfen, will sie Hoffnung verbreiten. Ihr Antrieb war das Evangelium Jesu Christi: „Scotland needs Christ“, sagte sie und sprach davon wie Kirche missionaler werden müsse. Am Ende müsse überall Mission drin sein, so dass man gar nicht mehr davon reden muss. Um Kirche zu sein benötigt es auch nicht unbedingt die alten Gemäuer. Oftmals reicht auch einfach ein Kanne Tee und offene Ohren.

Der Grundton dieses Gespräch zog sich für mich durch die weiteren Gespräche hindurch. Sei es beim Besuch am New College Edinburgh, bei welchem Sandy Forsithe einen Vortrag über Church Planting hielt. Oder sei es beim Gespräch mit Doug Gray, welcher betonte, dass wir uns bewusst sein müssen, welche Botschaft wir zu sagen haben und uns die Frage mitgab, wie wir ohne übergriffig zu sein Menschen zu Christus führen können („leading people to Christ“).

Am Ende dieser Studienreise stand somit für mich und wie auch andere Vikar:innen die Frage: Was ist die Botschaft, die wir als Kirche zu sagen haben? Was ist unsere Mission? Die Frage nach Handlungsschritten, Strategien und Werkzeugen ist sekundär zu unserem Missionstatement.

 

weitere Texte lesen