Der Geruch unserer Dorfkirche hängt mir noch in der Nase. Es war ein sinnlicher Ort für mich. Von dem, was der Pfarrer erzählte, verstanden wir nicht viel. Aber er erzählte es mit so viel Herzblut und Überzeugung, dass wir doch davon erfasst wurden. Zur Konfirmation erhielt ich einen Spruch, in dem steht, dass Wahrheit frei macht. Dieser Vers brachte mich in jedem Lebensabschnitt neu zum Nachdenken.
Als ich während meines Archäologiestudiums in eine Sinnkrise geriet, dachte ich darüber nach, zur Theologie zu wechseln. Doch mein Glaube fühlte sich nicht reif genug an. Jahre später, als ich nach einer längeren Kinderpause wieder ins Erwerbsleben einstieg, tauchten erneut Fragen auf. In meinem Beruf fehlte mir die langfristige Perspektive. Gleichzeitig wuchs der Wunsch, meine verbleibenden Berufsjahre mit einer sinnstiftenden Tätigkeit auszufüllen. So war ich geradezu elektrisiert, als ich beim Bündeln des Altpapiers zufällig auf die Anzeige des neuen Studiengangs für Quereinsteigerinnen ins Pfarramt stiess: hoppla, Ich könnte ja auch noch etwas richtig Spannendes machen!
Als Pfarrerin möchte ich eine Sprache und Rituale finden, die auch kirchenkritische Menschen ansprechen. Gemeinsam mit ganz unterschiedlichen Menschen möchte ich an einer lebenswerten Zukunft bauen.