Die ganz grossen Fragen haben mich bewegt. Wer sind wir? Was – wenn es Gott gibt – ist der Sinn im Leben? Ich liebte die endlosen Diskussionen mit Freunden und verwarf den Plan, Ingenieur oder Arzt zu werden, um Theologie
zu studieren.
Nach dem Abschluss ergriff ich die Gelegenheit, eine Doktorarbeit zu schreiben. Wie prägt Religion die Gesellschaft?, wollte ich wissen. Als ich danach eine Pfarrstelle suchte, war klar: Ich will in einer Kirche arbeiten, die die Fragen der Gesellschaft aufnimmt. In der Matthäuskirche der Kirchgemeinde Luzern fand ich eine Gemeinde, die dieses Anliegen teilt. Als Kulturkirche hören wir zu, suchen Berührungspunkte mit Kunst und Kultur, diskutieren auf Augenhöhe mit der Welt. Wir arbeiten mit Theater, Stadt und Künstlern zusammen, um ihre Themen aufzunehmen und mit unserer gelebten kirchlichen Tradition zusammenzubringen. Ich wünsche mir, dass Menschen in der Kirche erleben, wie aktuell die biblischen Texte sind und wie oft sie dieselben Fragen aufwerfen wie das Theaterstück, das sie soeben gesehen haben.
Einige empfinden unsere Kunstaktionen als befremdlich. Sie sagen, die Kirche solle Denkmalpflege betreiben. Ich sehe es anders: Die Kirchen in den Städten müssen bespielt werden! Sie sollen in der Gesellschaft präsent sein, und die Gesellschaft soll in ihnen präsent sein.