Ich habe Überzeugungen und stehe dafür ein. Als ich an einer Demo teilnahm und die Leute anfingen, Scheiben einzuschlagen, stellte ich mich quer. Gewalt kann nie eine Lösung sein. Menschen verbinden und zusammenbringen, das ist mein Antrieb. Das ist für mich Jesus Christus.
Meine Eltern konnten mit der Institution der katholischen Kirche nichts anfangen und traten aus. Es gab aber einen reformierten Pfarrer in unserer Strasse, der hat die Menschen einfach angenommen, wie sie sind. Das beeindruckte mich und führte dazu, dass ich mich konfirmieren liess. Der Glaube gibt mir die Kraft, über mich selbst hinauszuwachsen und für andere Menschen da zu sein. Genau das sehe ich als die Aufgabe der Kirche: Sie soll bei den Menschen sein, sich für die Minderheiten einsetzen. Für mich heisst das auch: Sie darf politischer sein.
Mein politisches Engagement prägt mein theologisches Denken und meine Theologie prägt meine politische Einstellung. Wichtig ist mir die Annahme des Gegenübers: Es ist ein rotes Tuch für mich, wenn Menschen anderen Menschen Dinge absprechen oder zusprechen, ohne mit dem anderen in Dialog zu treten.
Den Weg zum Theologiestudium haben für mich Pfarrpersonen gepflastert, die ihre Meinung sagen und authentisch leben: Der Pfarrer in meiner Strasse und weitere, die mich mit ihrem Eintreten für soziale Anliegen überzeugten. Ob ich selbst Pfarrer werde, weiss ich noch nicht. Als Akademiker sehe ich mich nicht, auch wenn ich wissensbegierig bin. Ich will bei den Menschen sein.