von Nadja Huser

Wir müssen aufhören, die Kirche als Institution retten zu wollen. Dieser Satz hat sich ganz tief in mein Gedächtnis gebohrt.

Er löst in mir Zustimmung und gleichzeitig Angst aus. Ja, wir müssen alte Strukturen hinter uns lassen. Ja, wir müssen Kirche neu denken. Ja, wir wollen Kirche mit unseren Mitmenschen sein. Aber ohne die Institution? Das geht doch auch nicht.

Aber wenn die Institution mit ihren alten Strukturen und alten Dienstwegen der Kirche im Weg steht, muss sie vielleicht sterben, damit die christliche Gemeinschaft auferstehen kann.

Die Kommunikationswege und Entscheidungswege sind bei uns in den Gemeinden häufig so schleppend, dass die anfängliche Euphorie und Motivation wieder zum Einschlafen gebracht wird. Und das darf nicht passieren.

 

Die Schottland Reise war für mich ein Weckruf und ein Motivationsschub. Vieles muss sich ändern, wenn wir als Kirche noch präsent sein wollen.

Angefangen bei der Fehlerkultur; Neue Wege können nur gegangen werden, wenn auch Scheitern erlaubt ist. Das Scheitern ist bei uns in den Gemeinden oft ein Zeichen dafür, dass Projekte generell abgelehnt werden. Aber die Erfahrung von Lorenzo Leijba zeigt, dass von zehn neuen Projekte acht sicher scheitern.

Weiter über die Teamarbeit; Veränderung ist mit Durchhaltevermögen und Hingabe verbunden, was im Team besser aufrechterhalten werden kann.

Weiter über den Humor; ein weiterer Tipp von Lorenzo: wenn in einer Sitzung für neue Projektideen nicht gelacht wird, dann sollte sie besser verschoben werden. Für die guten Ideen ist Humor unabdingbar. Er war es auch, der mit Wassergläsern die zukünftige Kirche zeichnete, die keine Institution für alle Gläubigen einer Gemeinde ist, sondern vermehrt leuchtturmartig für einzelne Gruppen mit ähnlichen Interessen Kirche wird.

Weiter über Emotionen; Glaube muss erfahrbar sein. Die Menschen erinnern sich nicht mehr an die genauen Worte, die im Gottesdienst gesprochen werden, sondern daran, wie sie sich dabei gefühlt haben. Diese Dimension wurde in den letzten Jahrhunderten zu wenig beachtet. Glaube ist eng mit den Gefühlen verbunden.

Bis zur Ausbildung; Wir müssen aufhören Erwachsene wie Kinder zu behandeln und Kinder wie Erwachsene - ein weiterer Kernsatz dieser Studienreise. Die Ausbildung von Gläubigen als eigenständige und kompetente Experten für ihren Glauben ist unerlässlich, um den Glauben zu festigen. Unsere Rolle als Pfarrpersonen ist die einer Begleitung. Wir sind Wegbegleiter und Unterstützer im Glauben. Wir können neue Wege bereitstellen, motivieren, ermutigen oder aus dem Weg stehen, wenn der Heilige Geist wirkt.

Zusammenfassend soll Kirche eine Gemeinschaft von Gläubigen sein, die motiviert ist, selbstbewusst und kompetent ihren Glauben zusammen zu leben. Im Team und mit viel Humor können neue Wege gefunden werden, die auch scheitern dürfen.

 

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