In England und Schottland erkunden Vikar:innen zukunftsweisende kirchliche Projekte. Ihre Blogbeiträge geben Einblick in die sich verändernde Kirchenlandschaft und bieten Inspiration für die eigene Gemeindearbeit.

Jährlich begeben sich die Vikar:innen gegen Ende ihrer Ausbildung auf eine inspirierende Reise nach England und Schottland, um innovative kirchliche Orte zu erkunden und Pionier:innen zu treffen. Die Reise ist Teil der Ausbildung Gemeindeentwicklung und soll das Bewusstsein für die sich rasch verändernde kirchliche Landschaft schärfen. Als Leistungsnachweises verfassen die Vikar:innen u.a. jeweils einen Blogbeitrags, der ihre Eindrücke von der Reise widerspiegelt und als Reflexion über das Gelernte dient. In dieser Sommer-Serie erhalten Sie 9 spannende Einblicke von Vikar:innen (die zwischenzeitlich bereits im Pfarramt sind). Insights, die auch für die eigene Arbeit in der Kirchgemeinde inspirieren können.

 

Sommer-Serie 6/9

Zwischen Pioneer Ministery und Parish Ministery unterscheiden

von Mike Koch

 

Die Studienreise in England und Schottland ermöglichte den Einblick in eine fremde Kirchenlandschaft, wobei in der Church of England als auch Church of Scottland der Säkularisierungsprozess weiter fortgeschritten ist als in der Schweiz. Dabei lohnt es sich aus unserer Sicht zu betrachten, wie man in England und Schottland auf die Veränderungen reagiert und mit welchen Massnahmen sie den Herausforderungen begegnen.  

Dabei fand ich die Begegnung mit Reverend Ian Mobsby von der Christuschurch Blackfriars Bridge sehr eindrucksvoll und interessant. Bei Ian Mobsby handelt es sich um einen Pioneer Minister. Schon die Unterscheidung zwischen Pioneer Ministery und Parish Ministery finde ich interessant und bedenkenswert. Bei Pioneers handelt es sich um Personen, die andere um sich versammeln, während sie versuchen, neue kontextbezogene christliche Gemeinschaften aufzubauen. Sie sehen als Erstes die Initiativen des Heiligen Geists ausserhalb der Kirchen und reagieren kreativ darauf. Die Ausbildung zum Pioneer ist auf das Aufbauen von Gemeinden und die Gemeindeentwicklung spezialisiert. Die Herausforderung von Gemeindeaufbau und -entwicklung braucht spezifisches Wissen und Können, was durch die Ausbildung weitergegeben werden kann. Dazu braucht es ein Schwerpunktsetzung in der Ausbildung.  

Fachspezifische Ausbildung wäre gewinnbringend

Auch die Kirchen in der Schweiz stehen von der Herausforderungen, die im Zuge der Säkularisierung entstehen. Das Thema Gemeindeentwicklung wird dadurch immer mehr an Bedeutung gewinnen, um mit der Zeit und dem Wandel mitzugehen. Doch um das notwendige Know-how im Bereich Gemeindeentwicklung zu erlangen, wäre eine fachspezifische Ausbildung im Sinne einer Unterscheidung wie in England zwischen Pioneers und Ministers gewinnbringend. Diese Spezifizierung würde auch den gesellschaftlichen Trend zu Spezialisierungen in fast allen Berufsgruppen aufnehmen. 

Ein Schlüsselbegriff für die Arbeit des Pioneers ist Listening. Dabei soll man hinhören, was der Ort und die Menschen brauchen und welche Ressourcen vorhanden sind. Das Listening haben wir im Vikariat in der Form der Sozialraumanalyse kennengelernt, wobei Listening für mich tiefer geht. Ich sehe die Zukunft von der immer kleiner werdenden Kirchen und Gemeinden in der Partizipation, einer Beteiligungskirche. Dabei sind die Menschen vor Ort der Schlüssel, welche die Kirche lebendig hält. Theologisch finde ich für eine Beteiligungskirche 1. Petr 4,10 von Bedeutung: Dient einander - ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat - als gute Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes. In Röm 12,6ff. werden einzelne Gaben aufgeführt.  

Hin zu einer Beteiligungskirche

Für die Zukunft der reformierten Kirche in der Schweiz finde ich es wichtig, dass man schon bei der Ausbildung nach den Gaben/Fähigkeiten der Menschen spezialisiert und so bspw. eine Ausbildung zu Pioneers und Gemeindepfarrpersonen anbieten würde. Das würde auch das wichtige Thema der Gemeindeentwicklung stärken, da man in der Ausbildung mehr den Fokus darauf legen könnte. Ebenfalls wichtig für die Zukunft wird die Entwicklung der Kirche zu einer Beteiligungskirche sein, doch wie man die Ressourcen der Menschen aktivieren und für die Gemeinschaft gewinnen kann, müsste auch in der Ausbildung vermittelt werden. Da die Kirche aus unterschiedlichen Menschen an unterschiedlichen Orten besteht, ist es wichtig dort hinzuhören, sowie auf die Gesellschaft und die Welt.