Der Begriff der organisationalen Ambidextrie oder der «Beidhändigkeit» bezeichnet die Fähigkeit von Organisationen, sowohl effizient als auch innovativ bzw. flexibel zu sein, um durch zwei unterschiedliche Vorgehensweisen mit dynamischen und komplexen Herausforderungen umzugehen. Für die Kirche bedeutet dies einerseits Bestehendes zu verbessern und andererseits durch Experimentieren und flexibles Handeln neue Formen von Kirche zu entwickeln und Veränderung anzustossen. Nicht alles muss sich ändern, vielmehr wird eine "mixed economy" angestrebt. Ein gemischter Haushalt, indem sowohl Neues als auch Traditionelles Platz hat. 

Ambidextrie: Innovation und Tradition sind ausgewogen

Blog Innovation

 

Mal ausprobieren. Kredit für Experimente

6. November 2023 - von Bernd Berger

 

Wenn wir Innovationen in Kirchgemeinden fördern wollen, braucht es Möglichkeiten, Ideen schnell und unkompliziert umzusetzen und dafür personelle und finanzielle Ressourcen flexibel einsetzen zu können. Deshalb: Mitarbeitende brauchen Freiräume und die Möglichkeit zu experimentieren – ohne fertiges Konzept, ohne Antragsformular, ohne Beschluss des Kirchgemeinderats. Darum arbeiten wir in den beiden reformierten Kirchgemeinden des Berner Nordquartiers – Johannes und Markus – seit einigen Monaten mit einem solchen «Kredit für Experimente». Er soll die Entwicklung von Prototypen fördern. Wir sind überzeugt: Wenn am Anfang ein Prototyp steht und wir aus den Erfahrungen damit lernen, wird Innovation möglich. 3 – 5 Prozent Tätigkeitsbudgets (also ohne Personal- und Infrastrukturkosten) werden für Experimente und Innovationen bestimmt und stehen den Mitarbeitenden dafür zur Verfügung, Ideen 1-3x in einem begrenzten Rahmen auszuprobieren, um neue Wege zu erkunden. Ganzer Blog lesen

Beispiel guter Praxis

 

HipHop Center Bern (BE)

Das HipHop Center ist ein subkulturorientiertes Jugendzentrum mit dem Ziel, Interessierte bei der selbständigen Umsetzung ihrer Aktivitäten in der HipHop-Kultur zu unterstützen. Das Center orientiert sich an den Lebenswelten und Erfahrungen junger Menschen. Sie arbeiten ressourcenorientiert und partizipativ. Die Verbindung von HipHop- und Kirchenkultur ist dem HipHop Center wichtig. Durch gelebte christliche Grundwerte und regelmässigen HipHop-Gottesdienste wird dies sichtbar. Die HipHop Kirche ist ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Region Bern. Es ist ein Ort, der territorial eingebettet, übergemeindlich und überregional funktioniert sich an Menschen aus der Subkultur HipHop richtet. Die HipHop Kirche unterscheidet sich in Format, Look, Inhalt und der Arbeitsweise klar von der traditionellen Kirche. Damit werden Regeln aufgebrochen und neue Wege ausprobiert. Mehr

HipHop Center Bern

Tools und Methoden

 

Ambidextrie als Grundhaltung

Der Begriff der organisationalen Ambidextrie oder der «Beidhändigkeit» wurde 1976 durch den amerikanischen Organisationsdesigner Robert B. Duncan erstmalig erwähnt und bezeichnet die Fähigkeit von Organisationen, sowohl effizient als auch innovativ bzw. flexibel zu sein, um durch zwei unterschiedliche Vorgehensweisen mit dynamischen und komplexen Herausforderungen umzugehen.

Für die Kirche bedeutet dies einerseits Bestehendes zu verbessern und andererseits durch Experimentieren und flexibles Handeln neue Formen von Kirche zu entwickeln und Veränderung anzustossen. Ambidextrie ist also keine Methode, sondern vielmehr eine Grundhaltung, mit welcher langfristig das Überleben der Kirche gesichert werden soll.

Diese Grundhaltung der Beidhändigkeit kann unterstützt werden mit verschiedenen Methoden. Darunter Methoden, die mit strategischen Schwerpunktsetzungen in Kirchgemeinden, mit Priorisierungen, Innovation und Exnovation zu tun haben. Mögliche Methoden sind in der Toolbox von Liberating Structurs unter «Strategie entwerfen» zu finden.

Liberating Structures

Mehr zur Ambidextrie in der kirchlichen Arbeit gibt es in folgenden Artikeln zum Nachlesen:

Christopher Scholz (Leiter IPOS): Ambidextrie: Mit beiden Händen in die Veränderung der Kirche

Philipp Ehlhaus (midi), Mit beiden Händen geht es besser

Thomas Schaufelberger (A+W): Exnovation in der Kirche. Der adaptive Kreislauf